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11 Jahre nach der Fußball WM 2010 in Südafrika. Was ist geblieben?

Genau 11 Jahre ist es her, als das Finale der WM 2010 in Südafrika angepfiffen wurde. Am 11. Juli 2010 erkämpften sich die Spanier mit einem späten Tor in der Verlängerung gegen die Niederlande den Weltmeistertitel. Nach einem Monat Ausnahmestimmung in Südafrika ging eine Fußball WM zu Ende, die so den Südafrikanern kaum einer zugetraut hätte. Was wurde zuvor über die Sicherheitsproblematik geschrieben und dennoch feierten die Südafrikaner zusammen mit den Gästen aus der ganzen Welt eine berauschende WM-Feier. Doch was ist geblieben vom südafrikanischen Wintermärchen?

Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH kam in einer Studie über die sozioökonomischen Auswirkungen der Fußball WM in Südafrika zu dem Schluss, dass vor allem die FIFA und große Bauunternehmen von dem Großereignis profitiert hätten. Für Südafrika selbst sei nur ein Schuldenberg zurückgeblieben, was auch durch Aussagen der südafrikanischen Steuerbehörde untermauert wurde. Demnach wären die geforderten Privilegien und Konzessionen an den Raffzahn Weltfußballverband „schlicht zu hoch und erdrückend“ gewesen, als dass sich hätten positive Auswirkungen für das afrikanische Land und den kleinen Mann hätten ergeben können. Vielmehr hätten falsche Prognosen und überrissene Erwartungen dazu geführt, dass die Bilanz der WM äußerst ernüchternd ausfällt:

Neue, dauerhafte Jobs wurden entgegen der Prognosen nicht geschaffen. Zwar waren auf dem Bau für die zehn WM-Stadien viele Arbeiter beschäftigt, doch gingen zwischen Juni 2009 und Juni 2010 davon wieder 111.000 Jobs verloren. Ein wirtschaftliches Wachstum war also nur kurz zu verzeichnen. Hinzu kommt, dass mindestens drei der für die WM gebauten oder erweiterten Stadien heute nur noch als so genannte „White elephants“ die Landschaft verschönern, wie etwa in Kapstadt oder Nelspruit. Die auf Druck der FIFA erbauten viel zu großen Stadien können kaum kostendeckend betrieben werden und entwickeln sich zum finanziellen Desaster für das Land.

Immerhin hatte die WM einen positiven Einfluss auf Südafrikas Tourismusindustrie. In Anbetracht der Tatsache, dass sich das Land mit seiner wunderschönen Landschaft während der WM als geeintes und friedliches Volk präsentieren konnte und die von den Medien heraufbeschworenen Gewalteskalationen völlig überzogen waren, machten die Südafrikaner die beste Werbung in eigener Sache, um für zusätzliche Tourismusströme zu sorgen. Berichte über blutige Arbeitskämpfe mit vielen Toten haben diesen positiven Effekt aber leider wieder entgegengewirkt.

Und genau diese Streiks sind es auch, die Südafrika heute vor die größte wirtschaftliche Herausforderung stellen und das Land am Kap zusehends demontieren. Auch die Korruption und ausufernde Bürokratie spielen hier sicherlich eine wichtige Rolle, die es zu bekämpfen gilt, um das Land wieder wettbewerbsfähiger zu machen.

Und sportlich? Wo steht die Nationalmannschaft Südafrikas heute da?

Obwohl Bafana Bafana, wie die südafrikanische Nationalmannschaft heißt, bereits in der Vorrunde ausschieden, ließen die Südafrikaner es sich nicht nehmen, gemeinsam mit der Welt ausgelassen die Fußball WM zu zelebrieren und unterstützen fortan einfach ein anderes Team. Nächstes Jahr steigt die nächste Weltmeisterschaft. Derzeit bangen die Fans nach der automatischen WM 2010 Qualifikation im eigenen Lande um die Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien. Fast wäre der Traum schon zu Ende geträumt gewesen. Zu groß war der Abstand auf den Gruppenersten aus Äthiopien. Aufgrund der Aufstellung eines nicht spielberechtigten Profikickers wurden den Walyas von der FIFA jedoch drei Siegpunkte wieder aberkannt. Dies lässt Bafana Bafana nun doch noch hoffen.

südafrika-qualifikation

In der zweiten Runde der afrikanischen WM-Qualifikation steht die Nationalmannschaft Südafrikas nach der Ergebniskorrektur derzeit mit acht Punkten auf dem zweiten Platz hinter Äthiopien (10 Punkte). Doch nur die jeweiligen Sieger der 10 afrikanischen Qualifikationsgruppen ziehen in die dritte Runde ein. Insgesamt stehen für die afrikanische Fußballkonföderation 5 Startplätze bei der WM 2014 zur Verfügung. Ob Südafrika es schafft, wird sich am 6. September beim so wichtigen letzten Qualifikationsspiel der zweiten Runde gegen Botsuana zeigen. Aus eigener Kraft kann Bafana Bafana es leider nicht mehr schaffen. Sollte Äthiopen in der Zentralafrikanischen Republik 3 Punkte holen, ist Südafrika draußen. Das Fußballteam vom Kap muss daher zwingend zu Hause gewinnen und gleichzeitig auf einen Misserfolg des direkten Konkurrenten hoffen. Bei einer Niederlage oder Unentschieden des Gruppenersten aus Äthiopien zieht die Mannschaft von Trainer Gordon Igesund in die dritte Runde ein und wahrt sich die Chance auf ein Ticket für die WM 2014.

Artikelbild: 2010 World Cup – Shine 2010 (CC BY 2.0)

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