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Hilfsbereite Kapstädter zeigen den Weg

Im bunten Kapstadt ist es mir passiert. Hier, wo es doch an jeder Ecke Kriminelle geben soll und in vielen Reiseführern davor gewarnt wird, dass man nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein durch die Gegend ziehen soll – schon gar nicht als Frau. Ausgerechnet hier muss ich Traumtänzerin mich verlaufen. Am späten Nachmittag, nur mit meiner Spiegelreflex-Kamera und einem Daypack-Rucksack „bewaffnet“, mache ich mich auf den Weg, um die Stadt in ihrem besten Licht zur goldenen Stunde auf Bildern einzufangen.

Mein Ziel ist die Waterfront, wo ich mich zum Sonnenuntergang mit einem kühlen Drink auf eine der Sitzbänke chille und den Tag ganz entspannt bei sanfter Jazz-Musik ausklingen lasse. Gleichmäßig dreht sich das Riesenrad und bricht die letzten Sonnenstrahlen, während im Wasser des Hafenbeckens zwei Seehunde umherplanschen, denen ich vergnügt zuschaue, solange es noch hell genug ist. Die Sonne geht heute in einem besonders tiefen Rot unter und damit endet mein Tag in Kapstadt wieder einmal schöner, als ich ihn mir hätte ausmalen können. Wäre da nicht der Rückweg ins Hotel gewesen…

Irrwege und dunkle Gestalten bei Nacht

Bei Tageslicht sieht eben einfach alles anders aus. Nachdem ich meine Sachen an der Waterfront zusammengepackt und noch eine Kleinigkeit zu Abend gegessen habe, mache ich mich auf den Weg in mein Hotel. Dummerweise entscheide ich mich dagegen, den langen Weg an der stark befahrenen Hauptstraße entlang zu gehen und möchte stattdessen lieber „querfeldein“ laufen, weil das eben schneller geht und ich jetzt am liebsten schon zurück in meinem kuscheligen Hotelbett wäre. Und dabei passiert es. Ohne Karte und ohne Licht laufe ich plötzlich von Gasse zu Gasse, blicke auf dezent beleuchtete Fenster und beobachte zwischendurch einige Fledermäuse am sternenklaren Nachthimmel. Nach einiger Zeit merke ich, dass ich eigentlich schon längst da sein müsste. Bin ich aber nicht!

Schon ziemlich verzweifelt und leicht panisch irre ich also durch die Straßen von Kapstadt, als ich bereits aus einiger Entfernung zwei Männerstimmen wahrnehme, die geradewegs auf mich zukommen. Oh nein! Die zwei dunklen Gestalten kommen immer näher und so langsam dämmert mir, dass es in dieser Gasse keine Ausweichmöglichkeit für mich gibt. Kurz vor mir bleiben sie einfach stehen. Ich schaue unbeirrt geradeaus mit erhobenen Kopf und mache mich so groß und breit wie ich kann, um bloß keine Angst zu zeigen. Und was machen die? Sie grüßen mich sehr nett und meinen, dass dies keine Uhrzeit für eine junge Frau sei, um allein durch dunkle Gassen zu laufen. Das gelte nicht speziell für Kapstadt, sondern überall auf der Welt. ACH, SAGT BLOSS!

Gastfreundschaft in Kapstadt: Das Herz am rechten Fleck

Ich erkläre ihnen, dass ich mich verlaufen habe und keine Ahnung habe, wie ich zu meinem Hotel finde. Nachdem sie sich kurz über meinen Orientierungssinn lustig gemacht haben, bieten sie mir an, mich zum Hotel zu begleiten. Auch, wenn mir bei der Sache noch immer nicht ganz wohl ist, nehme ich ihr Angebot an. Hätten sie mich ausrauben wollen, hätten sie das wohl schon längst getan. Nach ca. 15 Minuten stehen wir vor meinem Hotel und die Jungs verabschieden sich von mir, als ob nichts gewesen wäre.

Auf dem Weg in mein Zimmer muss ich grinsen und schüttle den Kopf über mein Glück. Als mir langsam die Augen zufallen, frage ich mich, ob es vielleicht genau an der Tatsache gelegen hat, dass ich eine Frau bin. Da werden ja selbst einige ganz harte Jungs überraschend zu Gentlemen. Doch das erklärt nicht viele anderer meiner Begegnungen in Kapstadt und allgemein auf meinen Reisen durch Südafrika.

Mehr schicksalhafte Begegnungen in Cape Town

Nur drei Tage später stehe ich an der Kasse eines kleinen Supermarktes, als dem Mädchen vor mir eine Tüte reißt und das Obst auf den Boden fällt. Ich helfe ihr schnell die Sachen zusammenzusammeln und sie bedankt sich überschwällig mit einem herzerwärmenden Lächeln. Wo ich herkomme, fragt sie. „Germany“, wiederholt sie begeistert und nagelte mich darauf fest, dass ich ihr versprechen muss, sie am Abend zu einem traditionellen Braai bei Freunden zu begleiten. Sie würde mich auch am Hotel abholen.

Man mag es kaum glauben, aber wenige Stunden später saß ich mit wildfremden Leuten bei einem ausgelassenen Grillfest in einem Außenbezirk von Kapstadt und hatte binnen kürzester Zeit neue Freunde gewonnen, mit denen ich auch heute noch regelmäßig Kontakt pflege. Die Menschen in Kapstadt gehören für mich definitiv nicht in die Schublade kriminell und gefährlich, sondern entpuppten sich bei mehreren Reisen und unzähligen Begegnungen als Menschen, die gastfreundlich und herzlich zu den wohl nettesten Menschen in Afrika gehören.

Ein Artikel von einer Freundin, der nicht nur Angst vor dem Kapstadturlaub verbreiten soll

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