Menu

Geschichte Kapstadts – Die Anfänge

Castle of good HopeDie westliche Geschichtsschreibung von Kapstadt beginnt mit der Landung Jan van Riebecks von der Holländisch-Ostindischen Kompanie im Jahre 1652. Zu dieser Zeit wurde die Region am Kap jedoch bereits von den San und Khoikoi besiedelt. Beide Gruppen werden auch unter dem Namen Khoisan geführt. Hierbei handelte es sich um Gruppen, die sowohl als „Jäger und Sammler“ als auch als Viehzüchter lebten. Diese Völker wurden jedoch im Laufe der Jahrhunderte von den von Norden und Osten des afrikanischen Kontinents anrückenden Bantustämme in immer entlegenere Gebiete Südafrikas abgedrängt. Bekannt sind die Khoisan im Westen auch unter dem Namen Buschmänner und durch ihre Klicklaute.

Beginn der europäischen Besiedlung

Die Holländisch-Ostindischen Kompanie unter Jan van Riebeck wählte die Tafelbucht zu Füßen des Tafelbergs als Standort einer Versorgungsstation für ihre Segelschiffe aus. Holland hatte zu diesem Zeitraum riesige Kolonien in Asien, welche mittels Segelschiffen versorgt wurden. Diese Handelsschiffe umsegelten das Kap der guten Hoffnung auf ihren Weg von und zu den Kolonien. Da sich in der Tafelbucht frisches Wasser, Gemüse und ein sicherer Ankerplatz vor den stürmischen Winden vorfand, entschloss man sich zur Gründung einer Versorgungsstation. Eine der ersten Bauten war ein Holzfort, das die Station vor den hier lebenden Ureinwohnern schützen sollte. In der Anfangszeit sollte hier keine eigenständige Gemeinde errichtet werden, sondern nur ein Proviantposten. Beschäftige der Holländisch-Ostindischen Kompanie wurden hier angesiedelt, um Lebensmittel anzubauen und mit dem Einheimischen Handel zu treiben. Der beliebte „Companies Garden“ im Kapstädter Stadtzentrum war ursprünglich der Gemüsegarten der Versorgungsstation. Nach anfänglicher guter Zusammenarbeit mit den Khoisan kam es immer öfter zu Streitigkeiten und gewalttätigen Übergriffen zwischen den beiden Parteien. Der ursprüngliche Plan, die Arbeitskräfte der Khoisan beim Aufbau der Versorgungsstation zu nutzen, ging nicht auf.

Aufbau von Kapstadt

Die Handelsgesellschaft entschloss sich daher, die benötigten Arbeitskräfte aus ihren Kolonien an die Tafelbucht zu bringen. 1667 erreichten die ersten malaiischen Sklaven Kapstadt, gefolgt von Sklaven aus Madagaskar, Indien und Indonesien. In der „slave lodge“ in der Nähe des „Companies Garden“ wurden die hierher gebrachten Sklaven zuerst untergebracht und versorgt, bevor sie verkauft wurden. Dieses Sklavenhaus ist heute noch zu besichtigen. Aufgrund dieser Gegebenheiten entwickelte sich hier am Kap eine Art Sklavenhaltergesellschaft. 1679 wurde das provisorische Holzfort durch das heute noch vorhandene „Castle of good hope“ ersetzt. Im Laufe der Jahre siedelten sich die ersten ehemaligen Angestellten der Handelsgesellschaft außerhalb des ursprünglichen Gebietes der Versorgungsstation an und aus der Station entwickelte sich allmählich die Stadt Kapstadt. Aus Europa kamen immer mehr Auswanderer, die sich hier niederließen. Ein Großteil dieser Kolonialisten kam aus den Niederlanden und den deutschen Rheingebieten. Glaubensflüchtlinge wie französische Hugenotten suchten hier auf dem afrikanischen Kontinent ebenfalls eine neue Heimat. Diese europäischen Einwanderer bildeten die Keimzelle, aus dem sich im Laufe der Jahrzehnte die Afrikaanssprechende burische Bevölkerungsgruppe entwickelte.

Um 1750 lebten etwa 5.000 Buren im Kapgebiet um Kapstadt herum. Die vorrangig Landwirtschaft betreibenden Buren dehnten auf der Suche nach ertragreichen Böden ihr Gebiet immer weiter aus. Je weiter sie sich von Kapstadt entfernten, umso isolierter lebten sie. Eine der Folgen dieser Isolation war eine gesteigerte Religiosität. Aufgrund des Mangels an europäischen Frauen in der Kolonie kam es zu vielen „Beziehungen“ zwischen Weißen und Khoisan bzw. Sklavinnen. Diese Vermischung zwischen allen Bevölkerungsgruppen im Laufe der Jahrhunderte ist der Ursprung der heutigen farbigen Bevölkerungsschicht am Kap, den Cape Coloureds.

Das Auftauchen der Engländer

Zu Beginn des 19. Jahrhundert geriet die Holländisch-Ostindischen Kompanie in Geldnot und bald auch in Konkurs. Die Briten nutzen das Machtvakuum und besetzten 1806 Kapstadt. 1814 wurde die Region um Kapstadt ganz offiziell eine britische Kronkolonie. Zum Zeitpunkt der britischen Machtübernahme lebten in der gesamten Kapkolonie etwa 22.000 Weiße und 30.000 Schwarze und Sklaven. Die weiße Bevölkerung lebte unabhängig von europäischen Gesetzen nach ihren eigenen Regeln. Mit der Machtübernahme durch England kamen jetzt auch die Gesetze der englischen Monarchie zur Anwendung. Weiterhin setzte jetzt ein ständiger Zustrom englischer Siedler in die Kolonie ein, die stufenweise auch die englische Sprache einführten. Immer mehr Buren wollten sich diesen Gegebenheiten nicht mehr aussetzen und verließen die Kapkolonie auf der Suche nach neuem Land. 1833 wurde in der Kapkolonie die Sklaverei offiziell abgeschafft.

Der große Treck der Buren

Viele Buren sahen sich ihrer Wirtschaftsgrundlage beraubt und beschlossen, das britische Machtgebiet zu verlassen. Kurze Zeit nach der Abschaffung der Sklaverei setzte der Treck der Buren ein, die die britische Kolonie verließen. Genaue Zahlenangaben sich schwierig, aber etwa 10.000 Buren setzten sich Richtung Osten des afrikanischen Kontinentes in Bewegung. Die Teilnehmer an dieser Bevölkerungswanderung werden Voortrekker genannt. Etwa ein Viertel der europäischstämmigen Bevölkerung verließ in diesen Jahren auf diesem Weg die Kapkolonie auf dem Marsch in das Ungewisse.

In mehrereren Artikeln soll die südafrikanische Geschichte beleuchtet werden, von den frühen Anfängen im 17. Jahrhundert bis zum Höhepunkt der Apartheidzeit.

Die Besiedlung des heutigen Südafrika

Parallel zu den Ereignissen in der Kapkolonie kam es im Gebiet des heutigen KwaZulu- Natal in den 1820/30er Jahren zu einem Krieg unter den afrikanischen Stämmen mit weitreichenden Einwirkungen. Viele Bantustämme mussten in dieser Zeit ihre angestammten Stammesgebiete fluchtartig verlassen. In dieses Vakuum stießen die Voortrekker, die auf ihrem Zug Richtung der Flüsse Oranje und Vaal fruchtbare, jedoch verlassene Gebiete vorfanden. Viele der Stämme hatten sich entweder in die Drakensberge des heutigen Lesotho oder Richtung Norden zurückgezogen. Je weiter die Buren jedoch ins Landesinnere vorstießen, desto häufiger kam es zu Auseinandersetzungen mit den verbliebenen Bantustämmen. Durch einen Hinterhalt wurde einer der Führer der Voortrekker von Zulus getötet.

Die Buren entschlossen sich zu einer Strafexpedition unter Andreas Pretorius. Am Blood River besiegte das kleine Kontigent der Buren die zahlenmäßig haushoch überlegenen Zulus. Diese Schlacht am Blood River ist für die Geschichte der Buren ein entscheidender Wendepunkt, denn sie sahen diesen Sieg als einen von Gott gewollten Sieg. Dieser Sieg gilt als Beginn des Nationalismus unter den Buren, der später in der Apartheid gipfelte. Die Buren fühlten, dass sie eine von Gott gewollte Vormachtstellung gegenüber anderen afrikanischen Stämmen haben sollten. Das Voortrekkerdenkmal bei Pretoria huldigt diesen bedeutenden Tag in der burischen Geschichte. 1852 wurde der Transvaal die erste Burenrepublik. Pretoria wurde im Jahre 1860 dessen Hauptstadt. 1854 wurde der Oranje – Freistaat eine offizielle Burenrepublik.

Der Burenkrieg zwischen England und den beiden Burenrepubliken

Zwischen 1880 und 1881 kam es zur ersten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Mächten. Bereits 1877 annektierte England einen Großteil der Burenrepublik. Als auf politischen Weg keine Einigung mehr möglich war, kam es zur militärischen Auseinandersetzung. Nach einigen Schlachten wollte England den Krieg nicht fortsetzen und vereinbarte mit den Buren einen Friedensvertrag, der eine burische Selbstverwaltung des Transvaal unter formeller britischer Vorherrschaft vorsah.

Anlaß für den Zweiten Burenkrieg waren strategische, politische und ökonomische Gründe: 1869 wurden in Kimberley Gold und Diamanten gefunden. Im Witwatersrand im Transvaal fand man 1886 riesige Goldvorkommen. Durch diese Bodenschätze strömten Zehntausende Menschen in die Burenrepubliken und brachten die Buren wieder in die Minderzahl im eigenen Land. Der Burenpräsident Kruger verweigerte daher den so genannten Uitlanders die politische und rechtliche Gleichstellung mit den Buren. Dies brachte wieder die Briten auf den Plan, da die Mehrheit dieser Ausländer englischstämmige Leute waren. Weitere Aspekte waren die Schaffung eines britischen Kolonialreiches von Kapstadt bis Kairo, dem nur noch diese Burenrepubliken zwischen standen. Irgendwann kulminierte diese Auseinandersetzung im Krieg, der von 1899 bis 1902 dauerte. Nach Anfangserfolgen unterlagen die Buren den zahlenmäßig und waffentechnisch überlegenen Briten. Durch das Prinzip der verbrannten Erde, welches die englischen Truppen hier gegenüber der burischen Bevölkerung anwandten und der Internierung in Konzentrationslagern mit Zehntausenden Toten wurde das Zusammenleben der beiden weißen Bevölkerungsgruppen auf südafrikanischen Boden für Jahrzehnte nachhaltig vergiftet.

Weiterführende Informationen:

Droht ein arabischer Frühling in Südafrika?

Eine Zusammenfassung der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse im Gebiet des heutigen Südafrika:

Seit 5000 Jahren Besiedlung des westlichen Südafrika durch Khoisan
Ab 10. Jh. Ankunft der Nguni – Völker Xhosa, Swazi, Zulu und Ndebele im östlichen Südafrika
1488 Vasco da Gama passiert Kap der Guten Hoffnung auf dem Weg nach Indie
1652 Ankunft von Jan van Riebeck von der Holländisch-Ostindischen Kompanie am Kap der Guten Hoffnung, Gründung von Kapstadt als Versorgungsstation
1667 Ankunft der ersten Malaien als Sklaven, später Sklaven aus vielen holländischen Kolonien und benachbarten afrikanischen Gebieten
Ende 17.Jh. Ankunft der ersten Hugenotten – Flüchtlinge
1795 – 1806 Annektierung der holländischen Kapkolonie durch England
1820 Beginn der Besiedlung von Natal durch englische Siedler, Gründung von Durban
um 1820 Shaka, König der Zulu, vergrößert sein Stammesgebiet durch Eroberungszüge, Beginn der „Difaquane“ – Völkerwanderung der Bantustämme
Ab 1833 Beginn des „Großen Treck“ der Buren (Holländer/Deutsche/Franzosen) ins Landesinnere, um der englischen Vorherrschaft zu entkommen
1836 – 1838 Diverse Schlachten zwischen Buren und schwarzen Völkern, Schlacht am Blood River, Mythos der Buren als „auserwähltes Volk“ beginnt
1852 Gründung der Burenrepubliken „Südafrikanische Republik“ und „Oranje – Freistaat“, später Annektierung der ersteren durch England
1880 Unabhängigkeitserklärung des Transvaal von England, Beginn des ersten burisch-englischen Krieges, Sieg der Buren
1886 Goldfund am Witwatersrand, Gründung von Johannesburg „Stadt des Goldes“
1899 – 1902 Zweiter englisch – burischer Krieg ( erster moderner Krieg der Welt ), Sieg von England
1910 Zusammenschluß der englischen und burischen Staaten zur „Union of South Africa“ , Festlegung der ersten Rassegesetze, die Nichtweisse benachteiligen
1925 Afrikaans wird neben Englisch Amtssprache
Ab 1945 Gewinn der Wahl durch die Burenpartei, Verschärfung der Rassentrennung, Beginn der „Apartheidpolitik“ als Staatspolitik, Getrennte Ansiedlung der Rassen in unterschiedlichen Regionen (Homelands, Townships ), keine Bildung für Schwarze
1960 Demonstration in Sharpeville, Tod von 69 Schwarzen, Beginn des bewaffneten Kampfes des ANC
1963 Verurteilung von Nelson Mandela zu lebenslanger Haft
1969 Gründung der südafrikanischen Studentenbewegung durch Steve Biko, wird 1977 ermordet
1976 SOWETO ( Township von Johannesburg ) – Aufstand
ab 1983 Südafrika ist international immer mehr isoliert, geringe Aufweichung der Apartheidgesetze, eskalierende Gewalt im Land, Ausrufung des Ausnahmezustandes
1990 Freilassung von Nelson Mandela, Legalisierung des ANC, Abschaffung der Apartheidgesetze
1994 Freie Wahlen, Sieg des ANC, Präsident wird Nelson Mandela, bürgerkriegsähnliche Zustände in Teilen Südafrikas, Einrichtung der Wahrheitskommission, welche die Gräueltaten der Apartheidzeit aufarbeiten soll
seit 1994 Südafrika kämpft mit den Folgen der Apartheidzeit – hohe Arbeitslosigkeit der Schwarzen, geringe Bildung, hohe Einkommensunterschiede, hohe Kriminalität, zusätzlich mit hoher Anzahl an HIV-Infizierten und Korruption

Im nachfolgenden Artikel werden die Gründe beschrieben, warum im Gebiet des damaligen Südafrika das Apartheidsystem entstand.