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Dumm gelaufen – Wenn man überfallen wird

Seit etwa einem halben Jahr lebte ich jetzt in Kapstadt im Stadtteil Sea Point. Ich fühlte mich wohl hier. Die Entscheidung, in Sea Point zu leben, wurde mir damals durch die Lage der Sprachschule abgenommen. Alle Gastfamilien, welche mit der Sprachschule zusammen arbeiteten, lebten in Sea Point. So wurde dieser Stadtteil meine Heimat für den Kapstadt – Aufenthalt. Die Lage zu Fuße des Signal Hill ist schon phantastisch, da kann man nichts sagen.

Im Viertel gab es alle Dinge, die man braucht. Lebensmittelgeschäfte, Restaurants, Wäschereien und Getränkeshops finden sich auf der Main Road. Mein Lebensmittelpunkt drehte sich in diesem Monate um die Schule, die Unterkunft und die Geschäfte in der Hauptstraße.

Kriminalität – für mich bisher kein Thema

Das Thema Kriminalität war hier überhaupt kein Thema. An vielen Kreuzungen gab es Überwachungskameras und private Sicherheitsdienste patrouillierten regelmäßig entlang der Hauptstraße. Natürlich verbrachte ich auch Zeit in den benachbarten Stadtteilen, insbesondere dem Kapstädter Stadtzentrum und in Clifton zum Baden, aber Sea Point war mein Zentrum. Das Viertel ist von der Fläche eigentlich klein und die Bevölkerungsanzahl entspricht eher einer Kleinstadt. Solange mich der Englischkurs jedoch massiv in Anspruch nahm, störte es mich nicht. Ein großer Schwachpunkt von Sea Point ist hingegen, daß es fast nur Restaurants gibt, kaum Bars oder andere Angebote, wo man abends gerne seine Seite verbringt.

Monotonie und Langeweile im vertrauten Sea Point

Nachdem ich meine erste große Reise durch Namibia beendet hatte und nach Kapstadt zurückkehrte, quartierte ich mich wieder im bekannten Umfeld ein. Sehr schnell stellte ich jedoch fest, daß alles etwas langweilig wurde. Jeden Tag lief ich die gleiche bekannte Strecke lang, kaufte im selben Supermarkt ein. Einfach nur noch Routine. Ich mußte etwas verändern. Im Laufe der letzten Monate hatte ich bereits die meisten Stadtteile von Kapstadt kennen gelernt.

Observatory fand ich spannend. Hier lebte ein Großteil der Studenten der nahe gelegenen Universität, auf der Lower Main Road gab es diverse Studentenkneipen und Bars. Das Viertel sah zwar im Gegenzug zu Sea Point etwas herunter gekommen aus, aber ich wollte aus der Sea Pointer Routine ausbrechen. Für die ersten Tage buchte ich mir ein Zimmer im Backpacker „Green Elephant“ von Observatory. Anschließend wollte ich mir hier ein Zimmer suchen.

Der Umzug klappte hervorragend. Mit meinen Reiserucksack, indem meine ganzen Habseligkeiten hinein passten, kam ich hier an. Im Backpacker wohnten einige Südafrikaner, die nur für wenige Tage in der Stadt waren. Ausländische Touristen gab es hier nicht.

Überfall am Abend

Am Abend unternahm ich dann eine ausführlichere Erkundung der Gegend. Die Hauptstraße mit den Kneipen kannte ich ja bereits, jetzt lief ich kreuz und quer durch das Viertel. Viele Straßenzüge sahen jedoch echt schäbig aus, stellte ich fest. Das Viertel hatte in den letzten 2 Jahrzehnten massiv an Ansehen verloren, wer es sich leisten konnte, war bereits weggezogen. Und hier passiertes es dann: Plötzlich standen 2 Typen vor mir und forderten meine Habseligkeiten.

Einer der beiden fuchtelte mit einem Messer herum.

Dabei hatte ich etwa 100 Rand (8 Euro) und mein altes Handy. Ich hatte mir angewöhnt, immer nur so wenig Geld und Wertsachen dabei zu haben, wie unbedingt notwendig. Falls mich jemand überfallen würde, wäre es kein großer Verlust. Nun gab ich ihnen alles und sie verschwanden. Nachdem sie aus dem Blickfeld verschwunden waren, merkte ich, daß ich am ganzen Körper zitterte. Auf so einen Moment ist man nicht vorbereitet. Im Backpacker berichtete ich den Vorgang dem Rezeptionist. Außer einigen bedauernden Worten wußte er mir auch nicht zu helfen. Der Polizei meldete ich nichts. Am nächsten Morgen verließ ich Observatory und zog wieder ins mir bekannte Sea Point um.

Mein Resumee

Ich finde weiterhin, daß man in Kapstadt sicher leben kann. Seit dem Vorfall überlege ich mir jedoch sorgfältig, wo und insbesondere wann ich mich außerhalb meines vertrauten Territoriums aufhalte.

(Dieser Artikel ist von 2015)

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4 Gedanken zu „Dumm gelaufen – Wenn man überfallen wird“

  1. Hey,

    nachdem ich heute in Sea Point überfallen wurde, google ich gerade, wem es noch so ergangen ist. Ich bin seit 3 Monaten in Sea Point 8 (Fort Road) und hatte bisher nie Probleme. Bis es heute dann passiert ist… 2 Typen mit einem Messer, gegen 12 Uhr auf der Main Road. Sie wollten meine Karte + PIN. Ich gab sie ihnen, auch den richtigen PIN, weil ich Angst hatte, was passieren würde, wenn ich sie zum Automaten begleiten muss und der genannte Code falsch wäre. Da das alles bei mir um die Ecke passiert ist, bin ich dann direkt heim und habe die Karte sperren lassen…

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  2. GIbt jedes Jahr 100000de Touristen denen nichts passiert. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass es dennoch jedes Jahr etliche Touristen trifft mit Raubüberfällen bis hin zu Mordfällen. Zu lesen ist davon im Internet herzlich wenig. Mein allerbester Freund seit Kindheitsstagen kam 2004 in einer Urne zurück nach Deutschland. Er wurde in seiner Englisch-Sprachschule nach deutschem Standard in Seappoint in seinem Zimmer ermordet… Handy, Notebook, etc. wurde dabei geklaut. Also ein Raubmord. Geniesst den Urlaub oder was auch immer da unten und macht Euch keinen großen Kopf. Die meisten Dokus etc. übertreiben sicherlich. Wenn man sich an alle Sicherheitsregeln hält, passiert einem zu 90% nichts. Aber man kann auch Pech haben und das in Kapstadt natürlich deutlich häufiger als in jeder deutschen Stadt.

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    • In den letzten 10 Jahren hat sich viel in Sachen Sicherheit getan. Ich war 2006 das erste Mal in Sea Point, da hatte Stadt gerade wegen der Fußball – WM 2010 angefangen, sicherheitsmaessig aufzuruesten.

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  3. Bislang war ich 3x in Südafrika und habe mich immer sehr gut gefühlt. Auch viele andere Ecken der Welt in Asien und Mittelamerika habe ich, teilweise auch Alleinreisende auf „Abenteuertour“ entdeckt. Und mich natürlich an all die Regeln zur Sicherheit gehalten. Das allerdings garantiert nichts. Und dann kam der letzte Tag des Urlaubs in Kapstadt, Woodstock. An einer Bushaltestelle in der Albertroad, nah der Biscuit Mill, auf einen Mycity-Bus wartend, mitten am Tag, wurden wir, mein Mann und ich, von drei Männern mit Messer bedroht und beraubt. Die Stimme höre ich immer noch, mit der meine alte Stofftasche gefordert wurde. Das sitzt schon tief. Und dennoch möchte ich nicht, dass diese wenigen Sekunden gegen all die schönen Erlebnisse der bisherigen Reisen in Südafrika aufwiegen können. Ich arbeite daran. Interessant ist noch der Umgang der Menschen, die da überall waren, mit der Situation. Ein Mann verfolgte die Räuber, eine Frau riss ihr Bürofenster auf und schrie nach dem Securitymann, der aufgrund der Messer nichts tat, Frauen nahmen mich in den Arm, … Selbst unter Schock stehend hat mich dann aber noch erschrocken, mit welchen Mitteln bzw. ohne welche Mittel die Polizei im Office Woodstock arbeiten muss. Zwei alte Telefone, die nur Inland funktionieren. Einen PC konnte ich nicht entdecken. Ein Kuli, um meine Daten aufzunehmen, musste erst noch gefunden werden und ich wurde gebeten, einen eigenen Stift zu benutzen. Mir ist schon klar, dass so etwas auch auf dem Hamburger Hauptbahnhof oder wo auch immer passieren kann. Aber es haut einen schon erstmal um. Haltet Eure Augen offen und wiegt Euch nicht, auch in besseren Gegenden, in Sicherheit!
    Christiane

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