Menu

Devil’s Peak | Der „kleine“ Bruder des Tafelbergs

Kapstadts Silhouette prägen neben dem weltbekannten Tafelberg der 1002 m hohe Devil’s Peak, der 669 m hohe Lion’s Head und der 350 m hohe Signal Hill. Während auf den Signal Hill eine Straße führt und man bis oben hin mit dem Auto fahren kann, um dort Sonnenuntergang mit Picknick und einer guten Flasche Wein zu genießen, erklimmen den knapp 700 Meter hohen Lion’s Head vor allem jene, die einen 360° Blick über Kapstadt genießen wollen. Der Aufstieg dauert knapp 1 Stunde und bietet einen atemberaubenden Blick auf die noblen Stadtteile entlang der Atlantikküste und die City Bowl. Der Tafelberg ist ohnehin weltbekannt und jeder der in Kapstadt war, war mindestens schon ein Mal dort oben, ob nun mit der Seilbahn oder zu Fuß.

Der Devil’s Peak dagegen steht etwas im Schatten der drei anderen Gipfel. Nur wenige waren bereits hier oben, obwohl die Aussicht von hier oben nicht minder schön ist. Man überblickt nicht nur die City Bowl, Hafen mit Waterfront und Tafelbucht, sondern auch die Southern Suburbs mit ihren Villengegenden und Weingütern sowie die Cape Flats mit den zahlreichen Townships. Der Blick reicht bis zur False Bay, die bekannt für ihr wärmeres Wasser, beliebte Surfstrände, aber auch seine hohe Haidichte ist.

Der Devil’s Peak ist ein wahres Wanderparadies. Startpunkt ist der Park am Rhodes Memorial, von dort geht es über die Mowbray Ridge zum Minor Peak, dem vorderen Gipfel. Von hier erreicht man anschließend den Gipfel des über 1000 m hohen Berges. Alternativ kann man auch mit dem Auto bis zum Ende der Tafelberg-Road fahren und von dort den Aufstieg beginnen.

Devil’s Peak: Woher kommt der diabolische Name?

Devil’s Peak heißt übersetzt so viel wie der Gipfel des Teufels. Doch was hat der Teufel in Kapstadt zu suchen? Wie kam der Devil’s Peak zu seinem Namen? Auf devilspeakbrewing.co.za haben wir zu dem Thema eine ausführliche Erklärung gefunden und haben diese für euch ins Deutsche übersetzt und mit eigenen Informationen ergänzt:

Die meisten Kapstädter sind der Meinung, dass der Name des Devil’s Peaks von der bekannten Legende des niederländischen Piraten Van Hunks und seinem Wettrauchen mit dem Teufel rührt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn die Legende ist noch gar nicht mal so alt. Die Ballade von Jan Van Hunks wurde erst 1909 veröffentlicht, doch der Devil’s Peak hat seinen Ruf schon wesentlich länger weg.

Als die Niederländer 1652 sich an der Tafelbucht niederließen, um hier eine Versorgungsstation auf dem weiten Weg nach Indien zu bauen, nannten Sie den Devil’s Peak zunächst Windberg. Auf alten Karten ist jedoch auch immer wieder der Begriff Duiwepiek, Duiwekop oder Duiwenberg zu lesen (Taubengipfel, -kopf oder -berg). Windberg erklärt sich von selbst. Wer einmal im Sommer in Kapstadt war und den starken „South Easter“-Wind erlebt hat, weiß warum. Auch Taubenberg lässt sich leicht erschließen, wurde im Buch von Lawrence Green über die Kaphalbinsel („I Heard the Old Men Say„) doch berichtet, dass der Devil’s Peak früher Heimat von Tausenden von Tauben war.

Nicht auszuschließen, dass die Engländer fälschlicherweise einen „Duiwel“ aus der „Duiwe“ machten als sie 1795 das Kap übernahmen. Doch dies ist eine eher unwahrscheinliche Erklärung, bezeichnete doch Jan van Riebeecks Sohn Abraham bereits im Jahre 1676 während seines Besuchs in Kapsstadt den Gipfel als „Devil’s Hill“ (Teufelsberg). Auch der deutsche Wissenschaftler Peter Kolb, der im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie von 1705 bis 1713 für astronomisch-meteorologische Forschungen nach Kapstadt entsendet wurde, beschrieb ihn als „De Windberg“ oder „Duivels Berg“. Ebenso sprach Konteradmiral John Splinter Stavorinus 1769 während eines Besuch des Kaps vom Devils Mountain.

2009 stand der Devil's Peak in Flammen
Der Teufel spuckt Feuer
Bild: Carolina Ödman (CC BY-SA 2.0)

Die Geschichte von Van Hunks und dem Teufel wurde zum ersten Mal von dem britischen Journalisten Ian Colvin in seinem Buch „South Africa: Romance of Empire“ niedergeschrieben, nachdem die Legende ihm seiner Aussage zufolge von einem einheimischen Kapmailen zugetragen wurde, die sich am Kap schon seit Jahrhunderten unter den Sklaven erzählt werde. Colvin schrieb von einem niederländischen Piraten, der sich in Kapstadt niederließ, um dort seinen Ruhestand zu genießen. Um der „scharfen Zunge“ Frau zu entgehen, verbrachte er seine Tage mit Pfeiferauchen auf seinem Lieblingsplatz an den östlichen Hängen des Tafelbergs. Eines Tages musste Van Hunks mit Erschrecken feststellen, dass ein großer Fremder diesen seinen üblichen Platz eingenommen hatte. Der mysteriöse Fremde fragte den Piraten ob er ihm ein bisschen Tabak aushelfen könne, was Van Hunks zum Anlass nahm sich damit zu brüsten, dass nur er dazu fähig wäre, eine derart große Menge an Tabak zu rauchen. Der Fremde antwortete, dass er mit Leichtigkeit so viel rauchen könnte, wenn nicht sogar mehr, als der alte Pirat. Entrüstet forderte Van Hunks daraufhin den Mann zu einem Wettrauchen auf.

Nicht viel später waren die zwei Männer von dichten Rauchschwaden umgeben, die langsam den Berg emporstiegen. Der Wettbewerb dauerte den ganzen Tag an und wurde auch über die nächsten Tage forgesetzt. Am Ende war der komplette Berg mit dichtem Rauchwolken umgeben, die sich langsam über den Berg schoben. Jetzt wurde Van Hunks müde und immer frustrierter. Zudem war ihm heiß ob des ganzen Qualms. Doch dem fremden Wettbewerber erging es nicht viel besser. Unfähig noch mehr zu rauchen, lehnte sich der Fremde nach vorne, sein schwarzer Hut verschob sich und Van Hunks sah, dass es sich bei seinem Gegner um den Teufel persönlich handelte. Der Teufel war rasend vor Wut, dass er von einem Sterblichen geschlagen wurde und in einem hellen Blitz verschwanden beide in den dichten Rauchwolken. Zurück blieben lediglich verbrannte Erde und die dichten Tabakschwaden, die heute als das berühmte „Tischtuch“ des Tafelbergs bekannt sind. Seitdem ist Van Hunks dazu verdammt, jedes Jahr aufs neue ein Wettrauchen mit dem Teufel zu starten.

Auch wenn es sich bei Colvins Geschichte wie der Tafelberg zu seinem Tischtuch kam sicherlich um ein schönes Märchen handelt, so hat doch die eigentliche Story von Van Hunks rein gar nichts mit dem Kap zu tun und ist auch keine so alte Legende, wie Colvin das vorgab. Denn nur wenige Monate bevor Colvins Buch veröffentlicht wurde, war in dem Magazin „English Review“ die „Ballade von Jan Van Hunks“ des Dichters Dante Gabriel Rossetti zu lesen. Auch wenn Colvin behauptete, dass seine Geschichte Monate vor Rossettis geschrieben wurde, sind sich Literaturkritiker einig, dass die Zeilen von Colvin ein „gekonnt ausgeklügeltes Stück Literatur“ sind, das jedoch „mehr Kipling und Rossetti als der volkstümlichen Fantasie der Kapmalaien geschuldet“ ist. Und tatsächlich: Obwohl Rossettis Gedicht von Van Hunks erst 1909 publiziert wurde, begann er bereits 1846 die ersten Zeilen als Teenager nach der Lektüre der Erzählung von „Henkerwyssel’s Challenge“ von John Rutter Chorley, die in einem Sammelband namens „Tales of Chivalry“ erschien, die ersten Zeilen aufzuschreiben.

Die Erstveröffentlichung von Henkerwyssels Challenge datiert gar ins Jahr 1829 zurück. In dieser ursprünglichen Fabel ist nicht von Van Hunks, sondern von Hans Henkerwyssel die Rede, einem Pirat, der sich zur Ruhe gesetzt hat und in Dordrecht in den Niederlanden lebt. Anders als in Colvins Version, verliert Henkerwyssel sein Rauchduell mit dem Teufel und sein verstümmelter Leichnam, der vom Teufel noch als Pfeife missbraucht wird, wird daraufhin vom örtlichen Pfarrer aufgefunden.

In Rossettis Ballade von Jan Van Hunks wird Kapstadt jedoch mit keinem Wort erwähnt, auch von einem Berg ist keine Rede, spielt das Geschehen doch in den Niederlanden, wo die Straßen „mit Eis bedeckt“ sind und der „Himmel frostig“ ist.

Möglich, dass die Erzählung direkt von den Niederlanden nach Kapstadt überliefert wurde. Dordrecht, wo Henkerwyssels Challenge angesiedelt ist, war einst einer der Orte von denen regelmäßig Handelsschiffe der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oost-Indische Compagnie; kurz: VOC) Richtung Indien aufbrachen. Der Niederländer Jan van Riebeeck war es, der 1652 in der Tafelbucht an Land ging, um am Fuße des Tafelbergs für die Schiffe der VOC eine Versorgungsstation zu bauen. Hieraus sollte sich später Kapstadt entwickeln. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Geschichte durch Rossettis Gedicht nach Kapstadt fand.

Sicher ist in jedem Fall, dass die Legende um Jan Van Hunks und dem Teufel nichts mit der eigentlichen Namensgebung des Devil’s Peak zu tun hat, auch wenn dies aufgrund der Popularität von Colvin’s Buch in Südafrika immer wieder als Ursache angeführt wird.

Aber wir kam der Devil’s Peak nun zu seinem Namen?

Die Antwort könnte in den frühesten Erwähnungen des Kaps zu finden sein. Was wir heute als Kap der guten Hoffnung kennen, bekam seinen Namen, nachdem der portugiesische Seefahrer und Entdecker Bartolomeu Dias von der Südspitze Afrikas nach Portugal zurückkehrte. Er hatte 1487 von König Johann II. von Portugal den streng geheimen Auftrag erhalten, die Südspitze des afrikanischen Kontinents zu umsegeln, um den Seeweg von Europa nach Asien zu finden. Die an Skorbut erkrankte Besatzung zwang Dias jedoch auf Höhe des heutigen Eastern Capes die Entdeckungsreise vorzeitig abzubrechen. Auf dem Rückweg sichtete er das Kap der Guten Hoffnung, das er Cabo Tormentoso („Kap der Stürme“) nannte. Seinen heutigen Namen erhielt das Kap vom König, der den Auftrag erteilt hatte und der damit die Hoffnung verband, die lange gesuchte Route nach Indien bald zu finden.

40 Jahre bevor schließlich Vasco da Gama 1497 den Auftrag Dias zu Ende brachte, das Kap der guten Hoffnung umsegelte und in Indien an Land ging, erstellte der venezianischer Mönch und Kartograf Fra Mauro zwischen 1457 und 1459 eine Weltkarte für König Alfons V. von Portugal. Die Karte basierte zwar auf der antiken Geografie, berücksichtigte aber auch die neueren Erkenntnisse portugiesischer Entdecker entlang der afrikanischen Küste, so dass er das alte Kartenmaterial entsprechend ergänzen und teilweise auch berichtigen konnten. So wurde etwa Afrika nicht mehr als großer Kontinent mit direkter Verbindung zu einem „Südland“ dargestellt und auch die Vorstellung des indischen Ozeans als Binnenmeer wurde revidiert. Somit sollte es auch möglich sein, den afrikanischen Kontinent auf dem Seeweg Richtung Osten zu umrunden. Fra Mauro gab dem südlichsten Punkt Afrikas den Namen „Capo di Diab“ bzw. „Cabo di Diab“ – Das Kap des Teufels!

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Assoziation des Teufels vom Kap auch auf die Berge übertragen hat, die sich auf der Kaphalbinsel erheben. Immerhin sind Seefahrer doch ein recht abergläubisches Völkchen und der Devil’s Peak ein Ort, wo der peitschende South Easter die Wolken über den Berg treibt und damit ein bedrohliches Bild schafft, als wäre der Teufel höchstpersönlich am Werk. Schließlich ist es nicht zuletzt auch der unberechenbare Wind, der die Wellen am Kap der Stürme aufwühlt, und so schon hunderte Seefahrer Schiffbruch erlitten.

Vom endlosen Ozean aus gesehen mag der beeindruckende Tafelberg für gläubige Seefahrer tatsächlich die Assoziation des letzten sicheren Hafens hervorgerufen haben, eingerahmt von Lion’s Head und Signal Hill auf der einen Seite und dem diabolischen Teufelsberg auf der anderen Seite.

Tafelbergmassiv mit Devils Peak und Tischtuch
Tafelbergmassiv mit Devil’s Peak und Tischtuch
Bild: Michael Clarke (CC BY-SA 2.0)