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Dirk & Christoph – Ihr Leben an der Garden Route in Südafrika

Dirk und Christoph, Ihr seid vor 5 Jahren, im August 2018, nach Wilderness in
Südafrika gezogen, habt ein Guesthouse dort erworben und uns im September 2019
von Euren ersten Erfahrungen mit den Lebens- und Arbeitsverhältnissen in Südafrika
berichtet. Nun sind weitere 4 Jahre ins Land gezogen und wir würden gern erfahren,
wie es Euch in den letzten Jahren ergangen ist.

Lieber Andre, herzlich gern berichten wir, auch wenn es sich möglicherweise viel weniger
spektakulär anhören mag als es aus deutscher Perspektive vielleicht zu erwarten wäre.

Wie erwähnt kauften wir im August 2018 das „The Tuscany Guesthouse“. Die Renovierung der
Anlage, die aus einem stolzen Haupthaus für unsere Gäste in einer Art toskanischem Stil
besteht und einem weiteren kleinen Haus, das wir „Cottage“ nennen und in dem wir
wohnen, hatten wir zügig in Angriff genommen und dank fabelhafter Unterstützung durch
lokale Handwerker alle in relativ kurzer Zeit bewältigt. Das Installieren aller notwendigen
„tools“ für Buchungen und Zahlungsabwicklung etc. haben wir auch prima und zeitig
hinbekommen. Die Vermarktung bzw. das Marketing in den Social Media Plattformen etc.
fiel uns auch relativ leicht, da Dirk einen entsprechenden beruflichen Hintergrund seinerzeit
in Deutschland hatte.

Die erste Saison war dann wirklich toll und ein Riesenspass mit all den
neuen Gästen und den neuen Erfahrungen, die wir machten. Wir haben auch kolossal viel
gelernt, sei es in der Bewirtschaftung des Hauses, sei es mit der Betreuung der Gäste.

Dirk_Christoph

Ich stelle mir das gar nicht so einfach vor, in einem fremden Land ganz neu beruflich
Fuß zu fassen. Wie waren Eure Erfahrungen mit den lokalen Behörden und
Institutionen?

Alles in allem sind unsere Erfahrungen mit den hiesigen Behörden wie Finanzamt,
Meldebehörde, Kfz-Stelle, Polizei, Sozialversicherung für Mitarbeiter, Municipality etc. sehr
positiv. Das mag erstaunen für ein Land, über das auch ganz anderslautende Geschichten
bzgl. Korruption oder Schlendrian vielleicht im Umlauf sind. Manches klappt hier ganz
erstaunlich gut wie zum Beispiel der Verkehr mit dem Finanzamt, da vieles rein digital
abläuft und in Tagesfrist erledigt ist (Erstattung/ Zahlung MwSt.). Auffallend ist auch die
Freundlichkeit der Mitarbeiter und deren Bemühen, ein Anliegen abzuarbeiten.

Natürlich ist man manchmal ratlos und rauft sich gar die Haare, wenn sich die Sinnhaftigkeit einer
behördlichen Regelung nicht auf Anhieb erschließt (lacht). Aber alles in allem klappt das ganz
gut. Hilfreich sind ja auch entsprechende Dienstleister wie Steuerberater etc., die helfen,
manche Klippe ordnungsgemäß zu umschiffen; toll war auch die Begleitung durch Dirk
Meissner von der Firma Wanderlust, der bei Beantragung der Daueraufenthaltsgenehmigung
unglaublich kompetent helfen konnte.

Man macht auch ganz spezielle Erfahrungen: letztes
Jahr gab es mit der Municipality, das ist die Stadtverwaltung, ein Thema bzgl. der
Wasserbewirtschaftung. Man war aufgefordert, besonders sparsam zu haushalten, da die
Dämme zwar voll waren, aber man doch irgendwie für trockenere Zeiten gewappnet sein
wollte. Also wurde man aufgefordert, 10% weniger Wasser zu verbrauchen. Ansonsten
würde eine Strafzahlung greifen. Der Referenzzeitraum war aber so unglücklich gewählt,
dass wir mit unserem Saisongeschäft massiv zur Kasse gebeten worden wären. Ich habe das
dann mit allerhand Kalkulationen und Grafiken vorgetragen bei der Stadtverwaltung und am
nächsten Tag das Einverständnis, dass es für den Tourismusbereich eine andere, sinnvollere
Regelung gab, nämlich den Vergleich mit der Vorsaison. Dies nur mal als Bespiel, dass man
hier für Argumente durchaus offen ist.

Na, das klingt aber alles sehr positiv. Gab es denn keine negativen Erfahrungen, die
Euch das Leben hier schwer gemacht haben und Euch bedrückt haben?

Doch, diese Erfahrungen gab es durchaus. Natürlich ist uns das Covid 19 – Thema mächtig ins
Kontor gefahren. Von einem Tag auf den anderen lag alles brach und jeder war im Anfang
tief verunsichert wie das nun alles weitergehen würde. Die Südafrikanische Regierung hat –
massiv verunsichert wie wohl alle Entscheidungsträger- sehr strenge Regeln zu Beginn
erlassen (kein Alkohol, kein Nikotin, kein Besuch öffentlicher Strände, letztlich eine Art
Lockdown währen der ersten Wochen). Das Geschäft erstarb bekanntlich sofort wegen der
Reisebeschränkungen etc. und es war unklar wie lange dies anhalten würde.

Wir beide haben dann im weiteren Verlauf beschlossen, den Mut nicht sinken zu lassen, sondern die
Zeit zu nutzen für weitere Renovierungen (kompletter neuer Anstrich und Renovierung der
Außenfassaden). Außerdem hatten wir uns eine weitere Wohnung in Kapstadt gekauft, die
wir dann renoviert haben in dieser Zeit. Das hat richtig Spaß gemacht. Als das Geschäft dann
wieder gut angelaufen war und die Gäste wieder zahlreich kamen, machte uns das
„Omikron“ Thema ein Strich durch die Rechnung. Auch hier wieder (letztlich unserem
Empfinden nach aufgrund einer seltsamer Überreaktion der deutschen Stellen) von einem
Tag auf den anderen ein totales Ersterben der Aktivitäten. Bis dann es nach 2 Monaten Knall
auf Fall wieder losging. Tatsächlich standen die Gäste einen Tag nach Aufhebung der Sperren
wieder auf dem Hof. Fabelhaft.

Eine Beschwernis, mit der wir aber irgendwie umgehen können, ist sich das Thema Load
Shedding.
Der Strom wird rationiert, da zu wenig Kraftwerkskapazitäten vorhanden sind. Sei
es, weil die vorhandenen schlecht gewartet sind, sei es, dass Kapital zum Neubau fehlt. Das
ist ein Ärgernis, aber beschränkt sich auf 2 Stunden, manchmal 2 x 2 Stunden am Tag. Das
„Gute“ dabei ist, dass die Zeiten immer angekündigt werden und man sich so darauf
einstellen kann.

Wie erlebt Ihr Land und Leute im täglichen Leben? Was macht das Leben hier so
besonders? Vielleicht auch besonders angenehm?

Uns fällt auf, dass die Menschen hier sehr zugewandt sind. Man respektiert einander und ist
unserem Eindruck nach sehr höflich. Im täglichen Umgang im Supermarkt und in Geschäften,
an der Tankstelle, auf Behörden befleißigt man sich sehr angenehmer freundlicher
Umgangsformen. Ist es das angelsächsische Erbe? Vielleicht das Wissen, dass es jeder hier
ohnehin nicht so einfach hat (wie z.B. materiell in Deutschland) und sich das Leben nicht
zusätzlich vergällen will durch Unfreundlichkeit. Wer weiß? Es fällt uns zumindest auf.
Auffallend sind auch die freundlichen Kinder, die sich Erwachsenen gegenüber immer ganz
vorbildlich verhalten und höflich grüßen etc. Anfangs waren wir geradezu verwirrt (lachen).

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Leute sich hier mehr auf sich selbst und ihr
Netzwerk als auf den Staat verlassen. Ein gewisser Pionier- und Unternehmergeist ist auch
spürbar und die reine Freude, die Freiheit, die man hier hat, zu genießen und etwas aus
seinem Leben mit vielleicht noch so bescheidenen Mitteln zu machen.

Wie sehen Eure Planungen aus? Welche weiteren Aktivitäten habt Ihr eventuell
geplant?

Uns gefällt es ja auch in Kapstadt sehr gut, wo wir gelegentlich sind, wenn keine Saison ist
und wir uns einen kurzen Urlaub gönnen. Von unseren Gästen und auch sonst von Freunden
und Bekannten in Deutschland bekommen wir gelegentlich Anfragen im Zusammenhang mit
Immobilieninteressen hier in Kapstadt. Da helfen wir dann gern mit Recherche und
unterstützen auf Wunsch bei Verhandlungen mit Maklern und sonstigen Beteiligten bei
einem Immobilienkauf. Das mach richtig Freude, da das Interesse, hier eine Immobilie zu
erwerben, doch wahrnehmbar zugenommen hat. Das wickeln wir dann über unsere Einheit
www.oystercatcherproperty.com ab.

Zurück nach Wilderness und Euer Guesthouse: Was macht einen Aufenthalt hier so
interessant?

Nun, das sind ja vor allem die vielfältigen Möglichkeiten für Unternehmungen und sportliche
Aktivitäten, die die Gäste hier vorfinden. Die Gegend ist ja geradezu notorisch bekannt für
die fabelhaften und zahlreichen Golfplätze im Umkreis. Manche Gäste bleiben 3 Wochen bei
uns und geniessen es, jeden Tag auf einem anderen Platz zu spielen oder zu wandern,
surfen, ausgedehnte Strandspaziergänge zu unternehmen, im Meer zu schwimmen oder bei
uns im Garten am Pool zu entspannen.

Wieder andere lieben die Reitausflüge. Ganz
prominent sind auch die Paragliding Möglichkeiten hier, für die die Gegend (und unser Haus)
bekannt sind. Wirklich toll. Das Schöne an den längeren Aufenthalten der Gäste ist auch,
dass man sich besser kennenlernt und ganz anregende Gespräche führen kann. Die
Atmosphäre im Haus ist auch so wunderbar entspannt, da wir ja nur 4 Zimmer haben und es
ganz unaufgeregt zugeht. Toll sind ja auch die vielen Restaurants im Ort und Nachbarorten,
in denen die Gäste gern einkehren.

Paragling über Wilderness

Nun aber noch zum Abschluss vielleicht die Frage: Vermisst Ihr Deutschland oder
etwas aus oder von Deutschland?

Nein, eigentlich vermissen wir Deutschland nicht. Wir haben ja auch das Glück, nach der
Saison, also im späten Mai nach Deutschland reisen zu können und an der Ostsee Quartier zu
beziehen, wo Dirks Familie ein Strandhaus hat, das wir nutzen dürfen. Da sind wir dann,
fahren Fahrrad durch die Holsteinische Schweiz und finden das grandios. Oder wir sind in
Hamburg und sehen alte Freunde und Familie. Das empfinden wir schon als einen großen
Luxus, den wir sehr genießen. Was ja auch so hilfreich ist, sind die digitalen
Kommunikationsmittel, so dass wir laufend Kontakt in die alte Heimat haben. Hinzu kommt,
dass wir auch häufig Besuch bekommen von Familie oder Freunden, hier in Wilderness.
Manchmal kommt es uns so vor, dass wir die Familie häufiger sehen als früher (lachen).

Welches Fazit würdet Ihr nach 5 Jahren in Südafrika ziehen? Wie bewertet Ihr Eure
Entscheidung, hierher zu ziehen?

Wir sind sehr glücklich mit unserer Entscheidung und würden sie wahrscheinlich wieder so
treffen. Letztlich haben sich unsere Hoffnungen und Erwartungen erfüllt, vielleicht sogar
mehr als das. Unser Leben ist natürlich ein anderes als früher in Hamburg. Manchmal ist es
einfach gut, seinem Leben eine neue Wendung zu geben und zu neuen, auch durchaus
unbekannten Ufern aufzubrechen. Wir haben beide ungeheuer viel gelernt. Vielleicht
schlummernde Talente geweckt und auch ausgelebt, auch erfahren, was man alles mit
Optimismus und Zutrauen leisten kann, manche Klippe umschifft und vielleicht das eine oder
andere Tief gemeistert. Jedenfalls macht es ungeheuer Spaß. Vielleicht ist es sogar Glück.
 Vielen Dank, Dirk und Christoph, für dieses Gespräch und weiterhin Euch viel Erfolg
und Freude hier in Südafrika.

Link zum ersten Interview mit Dirk und Christoph von 2019

Kontakt: The Tuscany Guesthouse
912, 8th Avenue, 6560 Wilderness, Südafrika
WhatsApp Christoph: +27 (0)60 830 2595
www.TheTuscany.de (auch für Download der Garden Route Karte)

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