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Cape Flats – Kapstadts trostlose Ecke

Als „Cape Flats“ wird die große, flache Ebene südöstlich von Kapstadt bezeichnet, die sich bis an die False Bay hinzieht. Sie besteht aus einer beträchtlichen Anzahl von Townships, in denen die Mehrheit der Farbigen und Schwarzen lebt. Im Laufe der Jahrzehnte wurden von der südafrikanischen Apartheidregierung mehrere große Townships errichtet, in die ein Großteil der schwarzen und farbigen Bevölkerung hin zwangsumgesiedelt wurde. Die Cape Flats bestehen aus den Orten Athlone, Crossroads, Grassy Park, Gugulethu, Khayelitsha, Langa, Lansdowne, Manenberg, Mitchell’s Plain, Nyanga and Philippi.

» Karte der Cape Flats (PDF-Download)

Das älteste Township heißt Langa, auf Xhosa „Sonne“ und besteht seit 1922. In den 1950er und 1960er Jahren begann der Bau von Nyanga und Gugelethu „unser Stolz“. Nach der Zwangsräumung des Distrixt Six mussten viele Bewohner in diese Townships umziehen.

Gugelethu – Township der Schwarzen

Gugelethu wird vorrangig von Xhosas bewohnt, deren Heimatregion das Eastern Cape ist. Die meisten Häuser hier sind einfache Baracken, die aus wenigen Räumen bestehen. Die Anwohner konnten teilweise ihre afrikanischen Traditionen aus ihrer alten Heimat bewahren, Ubuntu ist solch ein Merkmal. Seit einigen Jahren entwickelt sich die Fleischerei Mzoli im Zentrum dieses Townships zu einem Publikumsmagnet.

Township
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Mitchell´s Plain – Township der Farbigen

Mit dem Bau von Mitchell´s Plain wurde in den 1970er Jahren begonnen. Der Stadtteil befindet sich ca. 20 km südöstlich von Kapstadt und grenzt an die False Bay. Der Ort wurde von der Apartheidregierung als so genanntes Modell – Township errichtet, welche alle Farbigen beherbergen soll, welche aufgrund des „Group Area Acts“ nicht mehr in deren bisherigen Wohnorten leben durften. Im Township erfolgte eine weitere Unterteilung nach verschiedenen Rassenzugehörigkeiten. Gebiete wie Westridge, Rocklands oder Portlands im westlichen Teil von Mitchell´s Plain sind wohlhabender als wie Tafelsig, Beacon Valley, Eastridge oder Lentegeur im Osten. Im Laufe der Jahrzehnte verschlechterten sich die Wohnbedingungen immer weiter. Aus einem Gebiet, wo ehemals viele Mittelstandsfamilien wohnten, entwickelte sich ein städtisches Ghetto. Es herrschen hier Alkoholsucht und Drogenrausch vor. Die Droge Tik ist unter den Jugendlichen weit verbreitet. Die Perspektivlosigkeit der Anwohner ist das größte Problem für Südafrika. Keine Ausbildung, kein Zugang zu Arbeitsplätzen, schlechte hygienische Bedingungen – für Europäer einfach unvorstellbar. Es gibt keine finanzielle Unterstützung vom Staat, um zu überleben, sehen viele als Ausweg nur Raub und Diebstahl.

TownshipIn Mitchell´s Plain leben heute mehr als 1 Million Einwohner, genaue Zahlen sind nicht erhältlich. Der Zuzug aus den ärmeren Regionen Südafrikas und aus Ländern wie Zimbabwe hält ununterbrochen an. Viele kommen dann in den informal settlements, den Wellblechbehausungen unter. Auf einem noch nicht genutzten Stück Land wird mit Holz und Wellblech eine Behausung errichtet. Wasser, Abwasser oder Strom gibt es nicht. Die Temperaturen in den Cape Flats erreichen im südafrikanischen Sommer in den Cape Flats über 40 Grad. Jedes Jahr im Sommer wird von Großbränden berichtet, welche ganze Blocks zerstören.

Khayelitsha – Cape Flats für die Xhosas

Khayelitsha ist das zweitgrößte Township von Kapstadt und wird vorrangig von Xhosa befindet. Der Name bedeutet „Neue Heimat“. Der Großteil der Behausungen hier sind die shacks, die Wellblechhütten. Bongweni, Ikwezi Park, Khulani Park, Khanya Park, Tembani, Washington Square, Graceland, Ekuphumleni and Zolani Park sind die Gebiete, welche noch von der Apartheidregierung errichtet wurden.

Lebensunterhalt der Bewohner der Cape Flats

Eine der wenigen Einkommensquellen dort ist der Weiterverkauf von Gütern des täglichen Gebrauchs. Zigaretten, Prepaid Karten für Handys und Lebensmittel werden am meisten gehandelt. Zehntausende Leute verdienen sich damit ein wenig Geld. In den Shebeens, kleinen Kneipen, wird lokales Bier ausgeschenkt. Einige wenige sind so bekannt geworden, dass sie nun im Rahmen von Townshiptouren von Touristen besucht werden.

Erschütternd ist die Herangehensweise, mit der viele Frauen ihr Auskommen sichern. Einzige finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten Kinder. Um die etwa 70 Euro im Monat zu erhalten, sehen die Frauen als Option nur, so viele Kinder wie möglich zu bekommen. Mit diesen Kindergeld überlebt dann die ganze Familie. Viele Kinder sind auf die Schulspeisung angewiesen, weitere Mahlzeiten gibt es nicht. Maria hat in ihren Bericht über diesen unhaltbaren Zustand berichtet.

Geschichte der südafrikanischen Townships

Fast alle südafrikanischen Städte „begrüßen“ den Besucher mit einem Township am Stadtrand. In den meistens Ländern der Dritten Welt gehören Slums zum Alltag und entwickelten sich aus der Not heraus. In Südafrika hingegen entstanden die Townships aufgrund der Apartheidpolitik, die eine getrennte Lebensführung der verschiedenen Rassen vorsah.

Ausgangspunkt ist der Native Urban Areas Act (2) von 1923, der städtische Gebiete in Wohngebiete für Weiße und Nichtweiße vorsah. 

Gesetzliche Grundlage für die Schaffung der Townships

Eigentum durfte von der nichtweißen Bevölkerung nur noch in den Townships erworben werden. Weiterhin wurde mit diesem Gesetz der Zuzug der ländlichen Bevölkerung in die Städte reguliert. Wer sich als Schwarzer ohne entsprechendes Dokument in einer südafrikanischen Stadt aufhielt, wurde sofort in seine Heimatregion abgeschoben. Prinzipiell erhielten nur so viele Nichtstädter eine Aufenthaltsgenehmigung für die Townships der Städte, wie vom Arbeitsmarkt nachgefragt wurden. Viele der weiblichen Schwarzen arbeiteten als Haushaltshilfe (Maid) in den weißen Familien und mussten jeden Tag mehrere Stunden von ihrer Wohnung in den Townships zu den Wohnlagen der Weißen pendeln. Alternativ wohnten sie 6 Tage in der Woche in der Wohnung ihres Arbeitsgebers (Sleep in). Die Familie konnten sie nur am Sonntag besuchen.

1948 wurden die Gesetze in Südafrika nochmals verschärft

1948 verschärfte sich die Situation mit dem Wahlsieg der Buren nochmals. Nichtweiße wurden jetzt systematisch von allen öffentlichen und wirtschaftlichen Ämtern ausgeschlossen. Die strikte Trennung der Rassen war jetzt das Grundprinzip der südafrikanischen Politik, der Apartheidpolitik. Die bisher schon vorhandenen Rassenschranken wurden jetzt exakt umgesetzt, weitere Gesetze kamen hinzu. Der Group Area Act legte für jede Rasse einzelne Wohngebiete vor, in dem diese Bevölkerungsgruppe ausschließlich leben durfte. Somit gab es in Kapstadt separate Townships für Farbige und Schwarze. Die weiße Bevölkerung lebte in den wohlhabenden Stadtgebieten am Atlantic Seaboard und in den südlichen Stadtteilen. Die in den vergangenen Jahrzehnten existierenden Mischgebiete, wo Bewohner verschiedener Rassen friedlich nebeneinander lebten, wurden rigoros geräumt. Am Rande von Kapstadt, in den Cape Flats, entstanden riesige Neubauviertel mit kleinen Standardhäusern, wo die Vertriebenen leben mussten.

District Six – die Zerstörung eines kompletten Kapstädter Stadtteils

Der Tiefpunkt dieser menschenverachtenden Apartheidpolitik wurde in Kapstadt in den 1970er Jahren erreicht, als die Behörden den zentrumsnahen Stadtteil „District Six“ mit ca. 60.000 Bewohnern räumten und dem Boden gleichmachten. Dieses Gebiet war als weißes Siedlungsland vorgesehen und sollte entsprechend bebaut werden. Da der internationale Druck in den 1980er Jahren immer größer wurde, wagte sich die Kapstädter Stadtverwaltung jedoch nicht mehr an die Neubebauung. Im Jahre 2012 liegt ein Großteil dieses Gebietes immer noch brach. Touristen fragen sich bei der Ankunft in Kapstadt, warum es in solch einer Lage keine Bebauung gibt. Seit Jahren versucht die Kapstädter Stadtverwaltung, die Flächen an die ehemaligen Eigentümer zurückzugeben und sie zur Neuansiedlung zu bewegen. Nach 40 Jahren in den Townships fällt es aber den Vertriebenen bzw. deren Nachkommen schwer, zurückzuziehen.

Flucht aus den Homelands in die Städte

In den 1980er Jahren nahm die Landflucht der Südafrikaner aus den sogenannten „Homelands“ massiv zu. Millionen Wanderarbeiter zog es auf der Suche nach Arbeit in die Städte, obwohl sie dazu eine Erlaubnis benötigten. Die Staatsmacht verlor die Kontrolle über diese Massen und akzeptierte widerwillig den ungezügelten Zuzug. Die Zugezogenen errichteten riesige Siedlungen aus Wellblechhütten, jedoch ohne Vorhandensein jedweder Infrastruktur. Die Townships platzten aus allen Nähten mit der Folge, dass die sozialen Spannungen weiter anstiegen. Nach dem Ende der Apartheid 1994 setzte ein weiterer ungezügelter Ansturm ein. Millionen Bewohner aus den ländlichen Gebieten zogen in die Städte. Einzelne Townships beherbergen nun Hunderttausende Menschen. Die Regierung versucht seit 15 Jahren, die Bedingungen zu verbessern. Aufgrund Missmanagement, Korruption, fehlenden Geldern und weiteren Gründen konnten die Bedingungen bisher aber nicht wesentlich verbessert werde.

Ubuntu – was bedeutet es ?

Das Wort „Ubuntu“ gibt es in Südafrika in vielen Stammessprachen, beispielsweise Xhosa oder Zulu. Eine wörtliche Übersetzung ist nicht möglich. Es drückt eine afrikanische Lebensphilosophie aus, die man vielleicht am treffendsten mit Geschwisterlichkeit, Solidarität und Zusammengehörigkeit umreißen kann.

Eine afrikanische Lebensphilosophie – Ubuntu

Damit wird eine Grundhaltung bezeichnet, die sich vor allem auf wechselseitigen Respekt und Anerkennung, Achtung der Menschenwürde und das Bestreben nach einer harmonischen und friedlichen Gesellschaft stützt, aber auch für den Glauben an ein „universelles Band des Teilens, das alles Menschliche verbindet“. Die eigene Persönlichkeit und die Gemeinschaft stehen in der Ubuntu-Philosophie in enger Beziehung zueinander.

Die südafrikanische Leistungsgesellschaft hat, zumindest in den Städten, die traditionelle afrikanische Lebensform der Großfamilie, in der jeder, ob Kind, Greis oder Kranker, seinen Anteil vom Ganzen erhält, zerstört.

Ubuntu, die Kultur des Zusammenlebens

Ubuntu, die Kultur des Zusammenlebens, in der jeder jedem hilft, ist teilweise an ihre Stelle getreten. Sie hat den Menschen in schweren Zeiten, in der Sklaverei oder während der Zeit der Apartheid oft das Leben gerettet. Ubuntu ist auch heute noch die Grundlage des Zusammenlebens und des Überlebens in den Townships.

Eine ausführliche Erläuterung der Philosophie gibt es in der englischsprachigen Wikipedia.

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