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Wie wir den Traum einer Straussenfarm in Afrika verwirklichten

Viele Menschen träumen vom Auswandern. Ihr habt es durchgezogen und seid seit Jahren stolze Besitzer einer Straußenfarm in der Kleinen Karoo, einer Halbwüste in Südafrika. Bei diesen Begriffen fallen mir sofort Filme und Reportagen ein, die ein verheißungsvolles Leben unter der afrikanischen Sonne den Zuschauern präsentieren. Wie es tatsächlich aussehen kann, erfahren wir von Dario.

Könnt Ihr Euch kurz vorstellen.

Ich heiße Dario Urbanski und habe mir hier in Südafrika den Traum einer eigenen Straußenfarm verwirklicht. 1993 war ich mit meiner Familie (Ehefrau Carmen und Sohn Gino) das erste Mal in Südafrika auf Urlaub.

Wir haben uns sofort in dieses wunderschöne Land verliebt. Insbesondere die Gegend um Oudtshoorn hat uns sehr gut gefallen. 1995 sind wir dann mit Sack und Pack hierher ausgewandert.

Ihr lebt nun in der Stadt der Strauße – Oudtshoorn. Was hat Euch genau in diese Ecke Südafrikas verschlagen?

In Pirna bei Dresden hatten wir die erste Straußenfarm in Sachsen betrieben, aber nur als Hobby. Die Region Oudtshoorn ist die Welthauptstadt der Straußenzucht. Mit dem Federboom vor 100 Jahren entwickelte sich hier eine regelrechte Industrie um den Vogel. Zur damaligen Boomzeit wurden knapp 1 Million Tiere auf Farmen gehalten. Heute halten die hier ansässigen Farmer etwa 60% der weltweiten Straußenpopulation.

Nach reichlicher Überlegung beschlossen wir, zukünftig unserem Lebensunterhalt mit der Zucht von Strauße in Südafrika zu bestreiten.

Straussenfarm (Foto: Dario Urbanski)
Straussenfarm (Foto: Dario Urbanski)

Ist der Erwerb einer Farm in Südafrika problemlos zu bewältigen? Also mit Hilfe eines Maklers Farmen anschauen, dann eine Einigung mit dem Eigentümer finden und dann noch zum Notar für den Papierkram?

Früher war es tatsächlich einfach. Die Preise für Farmen waren bezahlbar und wenn man sich mit dem Verkäufer einig war, ging man zum Anwalt und das war es.

Heute wäre der Kauf so einer Farm nicht mehr möglich.

Die Grundstückspreise sind gestiegen und als Ausländer darf man vielleicht schon bald keine Farm erwerben oder besitzen, wenn es nach dem Willen der ANC – Führung geht.

Ihr habt jetzt seit 1995 die Straußenfarm. Wie hat es sich entwickelt?

Mit viel Fleiß und Ausdauer haben wir aus unserer Farm einer Straußenfarm entwickelt und bis zum Jahre 2001 lief alles ganz gut. Mit 800 Sträuße sah das schon recht gut aus für unsere Zukunft.

Die Zucht und die Mast der Vögel sind zwei unterschiedliche Bereiche, wir haben uns nur auf die Zucht konzentriert. Wir haben Brutpaare verkauft, die dann die Eier legen, für die Brüterei bestimmt waren und die dann wiederum die Küken in großer Stückzahl an Mastbetrieben zur Verfügung stellten.

Brutstation für die Strausse (Foto: Dario Urbanski)
Brutstation für die Strausse (Foto: Dario Urbanski)

2001 kam die Straußenindustrie in die Krise. Überangebot und Vogelgrippe sollten Oudtshoorn, die Straußenzüchterstadt, in Südafrika verändern.

Viele Farmer schafften diese wirtschaftlich schwere Zeit nicht und wir mussten uns auch schnell etwas anderes einfallen lassen, denn Plan A ging nicht mehr auf. Von den Erlösen aus dem Verkauf konnten wir nicht mehr leben.

Deshalb begannen wir mit der Zimmervermietung an Touristen. In unserem Farmhaus richteten wir 2 Zimmer für Urlauber her.

Was ist Deiner Meinung nach ein besonders schönes Straußen – Souvenir?

Ein Straußenei hat schon was als Souvenir. Ein Staubwedel ist auch eine schöne Erinnerung.

Fütterung der Strausse (Foto: Dario Urbanski)
Fütterung der Strausse (Foto: Dario Urbanski)

Straußenfleisch soll ja gesünder als Rindfleisch sein, oder? Wie sollte man es zubereiten?

Das Fleisch hat kaum Fett (0,7- 2 Prozent), im Gegensatz zu Schwein und Rind. Außerdem ist es extrem cholesterinarm.

Unsere Gäste mögen das Fleisch am liebsten gegrillt.

Hat man als Besitzer einer Farm überhaupt genügend Zeit, um die Schönheit des Landes genießen zu können?

Ich muss gestehen, nach Kapstadt kommen wir eigentlich nur noch selten und eigentlich nur dort hin, wenn dort etwas zu erledigen ist. Ansonsten hat man auf der Farm einen langen Arbeitstag. Da ist nicht viel Zeit für Ausflüge.

Die Karoo ist ja eine Halbwüste. Wie würdest Du einem Leser, der noch nie dort war, die Landschaft beschreiben?

Das ist schwer zu beschreiben. Die Kleine Karoo hat schon was. Die Karoo ist eine breite, langgestreckte Halbwüste von etwa 500.000 km² (ein Drittel der Fläche des Landes!), die nochmal in Kleine und Große Karoo unterschieden wird.

Typische Landschaft
Typische Landschaft

Im Jahr scheint die Sonne 320 Tage. Es fällt kaum Regen, deswegen überleben hier nur Pflanzen und Bäume, die mit wenig Wasser auskommen.

Für Europäer besonders beeindruckend ist der unglaublich klare Sternenhimmel. An unbewölkten Tagen ist das Kreuz des Südens sehr gut zu sehen.

Oudtshoorn liegt zwischen den Swartbergen im Norden und den Outeniqua-Bergen im Süden (Richtung George).

Was können sich Touristen in und um Oudtshoorn ansehen?

Urlauber, die es in die Kleine Karoo nach Oudtshoorn zieht, besuchen die weltberühmten Cango Caves. Das ist ein absolutes Highlight auf jeder Südafrika Rundreise! Kombinieren kann man diesen Tagesausflug gut mit dem Swartbergpass und einen Abstecher zum Wasserfall „Rust und Vrede“.

Ein Besuch auf einer Straußenfarm steht ebenfalls in jedem Reiseführer.

Stadion an der Alten Försterei 2 (Foto: Dario Urbanski)
Stadion an der Alten Försterei 2 (Foto: Dario Urbanski)

Ein Geheimtipps für Fußballfans: Ein Besuch in der ALTEN FÖRSTEREI 2 in Lategansvlei.

So heißt das Stadion, dass wir für unsere Einwohner hier gebaut haben und das deutsche Fußballfans des 1. FC Union Berlin finanziert haben. Eine unglaublich tolle Geschichte.

Ist Oudtshoorn eher eine verschlafene Provinzstadt oder wegen der Touristen eine pulsierende Stadt mit entsprechenden kulturellen Angeboten?

In Oudtshoorn ist die Zeit irgendwie stehen geblieben. Die Stadt mit den ehemaligen Straußenpalästen erzählen noch von guten Tagen der Straußenindustrie.

Oudtshoorn ist sehr überschaubar, sicher für Urlauber und garantiert auch immer eine Reise wert.
Einmal im Jahr wenn das KKnK (Klein Karoo nationale Künstefest) stattfindet, ist hier richtig was los. Das ist das größte afrikanische Kulturfest in unserer Region.

Hier befinden sich ja auch viele Schotterpisten, wo das Autofahren an sich schon ein Erlebnis ist. Kannst du hier eine Strecke empfehlen?

Die Strecke von den Cango Caves über den Swartbergpass nach Prinz Albert ist eine Schotterstraße. Ein Traum! Auch die Strecke von der R 62 zu uns auf die Straußenfarm ist ein Erlebnis für Fans von Schotterpisten. Aber keine Angst vor Schotterpisten. Die gehören auch zu Südafrika!

Swartberg Pass
Swartberg Pass

Nicht weit entfernt gibt es den Bontebok Nationalpark. Lohnt sich ein Besuch dort?

Ja der Park lohnt sich! Aber der befindet sich bei Schwellendam. Den sollte man eher von dort aus besuchen.

Für mich persönlich ist ja eine Ballonfahrt ein besonderes Erlebnis. Wenn es dann noch in solch einer atemberaubender Landschaft stattfindet, einfach nur wow. Kannst du dazu etwas mehr sagen?

Da teile ich Deine Begeisterung. Nicht gerade preiswert, aber ein einmaliges Erlebnis.
Es gibt in Oudtshoorn einen Anbieter, der solche Fahrten organisiert! Das können wir für unsere Gäste organisieren.

In 20 Jahren Südafrika seid Ihr ja wahrscheinlich etwas im Land herum gekommen. Welche Gegend sollte man neben den klassischen Zielen (Garden Route / Kapstadt und Nationalparks) einmal besuchen?

ALLE!!! Jede der 9 Provinzen hat etwas Eigenes.

Mein Tipp: Das Nord-Kap ist die größte Provinz Südafrikas, zugleich aber auch die am dünnsten besiedelte. Zwischen der Kalahari im Norden und der Karoo im Süden erstreckt sich eine einsame und schroffe Landschaft.

Hier gibt es im Frühjahr das Blütenmeer des Namaqualandes und die Diamantenminen von Kimberley sind ja eh bei den meisten Südafrikafans auf der Liste. Das muß man einfach gesehen haben!!!

Wildblumen in der Karoo (Foto: Dein Südafrika)
Wildblumen in der Karoo (Foto: Dein Südafrika)

Kommen wir zurück zum Thema Auswandern. Ich kann mir vorstellen, dass Dir viele Leute Fragen zur Auswanderung stellen. Was sind so die typischen Fragen, die Dir gestellt werden?

Wie kommt man nach Südafrika? Wieso nach Oudtshoorn ?

Das sind bei uns hier die meist gestellten Fragen die uns unsere Gäste stellen.

Aber es ist ja auch verständlich. Viele möchten auch mal den Traum vom Auswandern erleben, aber den Meisten fehlt dann der Mut.

Würdest Du Interessenten in ihren Wunsch bekräftigen, eine Auswanderung nach Südafrika zu versuchen?

Ja warum denn nicht ! Wenn die Leute eine gute Idee haben und die hier umsetzen können, dann sollten sie es unbedingt versuchen.

Die Zeiten der Apartheid sind ja in Südafrika glücklicherweise schon über 20 Jahre vorbei. Wie in Deutschland ist ja eine neue Generation aufgewachsen, die die dunkle Zeit nur von Erzählungen kennt. Würdest Du sagen, dass sich der Traum von Erzbischof Tutu einer Regenbogennation in Südafrika erfüllt hat?

Nein – Da sind wir leider noch meilenweit von der Regenbogennation in Südafrika entfernt.
Da wird sich auch nicht sehr viel in den nächsten 20 Jahren verändern.

Auf Eurer Straussenfarm bietet Ihr ja auch Unterkünfte für Urlauber an. Was genau können Gäste bei Euch erwarten?

Seit 2004 gibt es das „Straussennest“, mit dem wir uns ein zweites wirtschaftliches Standbein aufgebaut haben. Gäste können hier wunderspar entspannen. Neben 3 Gästezimmern haben wir zwei typisch afrikanische Rundhütten für Übernachtungen zur Auswahl.

Bei uns lernen die Besucher die größten Laufvögel der Welt aus nächster Nähe kennen. Auf einer 90 minütigen Tour zeigen wir unseren Gäste alle Bereiche der Straußenfarm.

Abends sitzen wir dann gemeinsam mit unseren Gästen unter dem Sternenhimmel und grillen Straußensteaks. Bei einem schönen Glas Wein oder einem kühlen Bier erzählen wir unseren Gästen dann von unseren Erlebnissen, geben Ratschläge für ihre Touren oder quatschen über alles Mögliche.

Das Straussennest (Foto: Dario Urbanski)
Das Straussennest (Foto: Dario Urbanski)

Dario, danke für das Interview.

Kontaktdaten:

Dario Urbanski

Homepage

E-Mail: [email protected]

Telefon: +27 44 2791800
Mobil: +27 82 4119726

Hinweis: Oudtshoorn kann man im Rahmen einer Tour entlang der Garden Route mit besuchen. Von Kapstadt dauert die direkte Anfahrt mit dem Mietauto, einschließlich einiger Pausen, einen ganzen Tag. Die Fahrt entlang der Route 62 führt durch die wunderbare Landschaft der Karoo.

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